Die Geschichte der Erstbesteigung des Kilimanjaro
Hintergrund: Der „Weiße Berg Afrikas“
Der Kilimanjaro, mit 5.895 Metern der höchste Berg Afrikas, erhebt sich majestätisch im Nordosten Tansanias. Sein markanter, schneebedeckter Gipfel faszinierte schon im 19. Jahrhundert europäische Forscher und Missionare. Berichte über einen „Berg mit ewigem Schnee mitten in Afrika“ stießen zunächst auf Skepsis, da man sich in Europa nicht vorstellen konnte, dass es am Äquator Gletscher geben könnte.
Ab Mitte des 19. Jahrhunderts zog der Kilimanjaro zunehmend Reisende, Abenteurer und Forscher an. Unter ihnen war auch der deutsche Missionar Johannes Rebmann, der 1848 als einer der Ersten von den Schneefeldern des Kilimanjaro berichtete. Seine Schilderungen wurden in Europa jedoch lange angezweifelt. Erst spätere Expeditionen bestätigten seine Beobachtungen.
Die Expedition von Hans Meyer und Ludwig Purtscheller (1889)
Die eigentliche Erstbesteigung gelang im Jahr 1889 durch ein deutsch-österreichisches Team:
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Hans Meyer, ein deutscher Geograf und Forschungsreisender aus Leipzig, hatte den Kilimanjaro schon 1887 und 1888 bestiegen, war jedoch beide Male gescheitert – einmal wegen unzureichender Ausrüstung und ein weiteres Mal aufgrund politischer Konflikte in Deutsch-Ostafrika.
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Ludwig Purtscheller, ein erfahrener Alpinist aus Österreich, wurde als Bergführer hinzugezogen. Er war ein Pionier im alpinen Bergsteigen und brachte das technische Können mit, das für die Besteigung entscheidend war.
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Unterstützt wurden sie von einheimischen Trägern, darunter der berühmte Führer Mtoni Lauwo, der noch Jahrzehnte später als „erster afrikanischer Bergführer“ des Kilimanjaro geehrt wurde.
Die Expedition startete im Oktober 1889 von Moshi aus. Über mehrere Wochen errichteten sie Basislager in immer größerer Höhe, um sich an die dünne Luft zu gewöhnen. Am 5. Oktober 1889 erreichten Meyer, Purtscheller und Lauwo schließlich den höchsten Punkt des Kibo-Massivs – den später nach Hans Meyer benannten Uhuru Peak (damals „Kaiser-Wilhelm-Spitze“).
Damit war die Erstbesteigung des Kilimanjaro gelungen – ein Meilenstein in der europäischen Entdeckungsgeschichte Afrikas.
Bedeutung und Nachwirkung
Die Erstbesteigung hatte mehrere Dimensionen:
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Wissenschaftlich: Meyer dokumentierte die geologischen und klimatischen Besonderheiten des Kilimanjaro und lieferte damit wertvolle Erkenntnisse über die tropischen Hochgebirge.
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Kolonialgeschichtlich: Der Erfolg wurde im damaligen Deutschen Kaiserreich propagandistisch ausgeschlachtet, da Deutsch-Ostafrika (das heutige Tansania) eine deutsche Kolonie war. Die Benennung des Gipfels als „Kaiser-Wilhelm-Spitze“ unterstrich diesen Anspruch.
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Alpinistisch: Die Besteigung markierte einen Meilenstein des Bergsports außerhalb der Alpen und leitete eine Ära des internationalen Expeditionsbergsteigens ein.
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Kulturell: Für die lokale Bevölkerung war der Berg seit jeher heilig. Die europäischen Expeditionen veränderten die Wahrnehmung des Kilimanjaro nachhaltig, zugleich wurden einheimische Träger wie Lauwo selbst zu Symbolfiguren.
Spätere Entwicklungen
Nach der Unabhängigkeit Tansanias 1961 erhielt der Gipfel seinen heutigen Namen Uhuru Peak (Swahili für „Freiheit“). Heute ist der Kilimanjaro ein Symbol für afrikanische Unabhängigkeit, Stolz und Naturwunder. Jährlich versuchen zehntausende Bergsteigerinnen und Bergsteiger aus aller Welt, den Gipfel zu erreichen – oft auf den Routen, die schon Meyer und Purtscheller nutzten.
Zusammenfassung:
Die Erstbesteigung des Kilimanjaro am 5. Oktober 1889 durch Hans Meyer, Ludwig Purtscheller und den afrikanischen Führer Lauwo war das Ergebnis jahrelanger Versuche, Ausdauer und Kooperation zwischen Europäern und Einheimischen. Sie markiert einen Höhepunkt im Bergsport außerhalb der Alpen.