#reisen
Veröffentlicht: 02.06.2020
Autor: Lukas Hörz

Reisebericht von Stephanie G. | Reise im Januar 2019

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Kilimandscharo - Auf das Dach Afrikas!

Vor dem Abflug

 

Die Reise beginnt im Kopf. Ein Traum. Ein Plan entsteht. Ein Termin ist festgelegt. Die Vorfreude steigt, doch noch sind es 4 Monate bis zum Aufbruch, davor eine lange dunkle Zeit, erhellt vom Advent und von Weihnachten. Plötzlich ist er da, der Abflugtermin. Auf in das Licht, in die Wärme, zum höchsten Berg Afrikas! Zum letzten Mal Ausrüstungscheck, nicht zu viel, nicht zu wenig. Wird der Schlafsack seine Dienste tun, schaffe ich das? Wie wird es sein in Tansania, neue Menschen, unbekanntes Terrain, fremde Sprache, die Höhenluft - Ich war auf maximal 3.200 m bisher, aber das Reisefieber hat mich fest in der Hand! Der Weg zum Flughafen versinkt im Schnee und ab Pasing fallen reihenweise S-Bahnen zum Flughafen aus. Gegen 23:30 Uhr falle ich im Flughafenhotel ins Bett. Zum Glück übernachte ich dort, sonst hätte ich den Flug wohl verpasst. Schon mal der erste Vorgeschmack auf Unwägbarkeiten...

 

Der erste Eindruck

 

Bereits am Abfluggate treffen wir drei Reisegefährten; alle sehr unterschiedliche Menschen. Ben, entspannt, weitgereist und immer bereit für ein erholsames Schläfchen. Anna, das erste Mal allein ohne Familie auf so großer Reise, eher der ängstliche Typ. Nach einem langen Flug landen wir am Abend am Kilimandscharo Airport. Warme, feuchte afrikanische Nacht, duftend nach tropischen Früchten unter einem gigantischen, klaren Sternenhimmel. Bevor wir von unserem Guide Seba  in Empfang genommen werden, wird das Gepäck nochmals gescannt, die Visa müssen ausgestellt werden, Fingerabdrücke genommen und dann endlich sind wir wirklich da!

Die weiße Jägerin

 

Meine Reiselektüre „Die weiße Jägerin“ noch im Kopf, bin ich, wenn auch etwas romantisch, auf Afrika eingestimmt. Seba kommt mit einem Jeep und Fahrer an, beide breit grinsend. Nach diesem herzlichen Empfang geht es los, über die lange gerade Straße, nach Arusha. Das letzte Stück ist holprig und gefühlt hunderte Schlaglöcher später kommen wir in der Lodge mit Pool und den schönen, reetgedeckten Rondavels, in denen wir übernachten, an; noch ein wenig Luxus vor den kommenden Zeltnächten. Ausgeruht genießen wir frisches Obst zum Frühstück, eine Abkühlung im Pool und lernen uns ein wenig kennen.

Pole Pole – immer langsam

 

Mittags bringt uns Seba in die Stadt und wir lassen die fremden Gerüche und die Atmosphäre auf uns wirken. Auf dem Markt entdecken wir Gewürze aus Sansibar, frisch geschlachtete Rinderhälften, Trockenfisch und jede Menge tropische Früchte. Traditionell gekleidete Frauen, Lasten auf dem Kopf balancierend; ein Kaleidoskop aus Farben und Licht. Nach dem Besuch des Massai-Marktes trinken wir zum ersten Mal den starken Ingwertee, der uns die ganze Reise begleiten wird. Der Abend ist ausgefüllt mit Packen, Lesen, Essen und Vorfreude auf den folgenden Tag. Die erste Etappe ist der Mount Meru. Dort lernen wir unsere Begleitmannschaft kennen: Träger und Co-Guide Hassan und „Pole Pole“ - immer langsam - vom ersten Schritt an.

Ankunft Meru Nationalpark

 

Am frühen Nachmittag erreichen wir nach etlichen Geduldsproben (Palaver, Einkauf, Tanken und uns nicht ersichtliche Hindernisse) den Meru Nationalpark. Hier muss man sich auf ein anderes Tempo einstellen; Ungeduld ist fehl am Platz. Wir schlendern langsam bei 35°C im Schatten los, unter niedrigen Bäumen hindurch, vorbei an Gestrüpp und Akazien, auf breitem Schotterweg. Hassan leitet uns in seiner unvergleichlich ruhigen Art. Er spricht nicht viel, kann gut zuhören, weiß immer, was jeder Einzelne gerade braucht. Nur mit Seba taut er auf, sie lachen und reden viel zu zweit, kennen sich gut und verstehen sich. Der erste Tag führt uns in mehreren Gruppen durch den Wald auf einem immer schmäleren und steiler werdenden Pfad hinauf. Währenddessen meditieren wir im gleichmäßigen Schritt. Begleitet werden wir auf diesem Teil der Reise von einem Wildhüter mit Gewehr, wegen grasender Wasserbüffel auf 3.000 m Höhe. Gelegentlich kreischen über uns die Affen in den Bäumen. Kehliger Gesang und Lachen ist zu hören. Langsam wird es kühler und stiller.

Die erste Hütte

 

Nach gut vier Stunden erreichen wir die erste Hütte, wo fröhliche Stimmung herrscht. Die Köche sind schon längst bei der Arbeit. Es gibt eine Runde Tee vor dem Abendessen, Kekse und salziges Popcorn; das abendliche Ritual. Richie, unser Koch, ist genial. Immer gibt es frisches Obst, Gemüsesuppen und Vegetarisches oder Fleisch, es könnte nicht besser sein! Vor dem Schlafengehen warmes Waschwasser in einer Schüssel, dann schlafen wir selig im Zimmer „Hippotamus“. Am nächsten Morgen bringt uns Joseph, wie auch an allen folgenden Reisetagen, Kaffee ans Bett. Was für ein Luxus! Die leichten Kopfschmerzen verschwinden. Gestärkt mit Porridge geht es weiter zur Sattelhütte bei leichter Bewölkung.

Das Abenteuer Urwald

 

Seba steigt heute ab, er muss eine andere Gruppe abholen, wir sehen uns einige Tage später in Moshi wieder. „Polo Pole“ geht es weiter, Meter um Meter durch den Urwald. Die Baumgrenze liegt bei 3.200 m, kurz vor der Hütte. Der Weg ist merklich steiler, gepflastert, unterwegs begegnet uns eine große Pavianfamilie. Die Zikaden sind zu einem vertrauten Hintergrundgeräusch geworden. Heute fällt uns die Hierarchie der Begleitmannschaft auf, erkenntlich an Kleidung, Schuhen und Aufgabenverteilung. Spöttische Bemerkungen fliegen hin und her, fröhliches „jambo jambo“ bei jeder Begegnung. Eine Stunde vor Erreichen der Hütte fallen die ersten Tropfen, im Handumdrehen wird daraus ein sturzbachartiger Regen, der die Welt verschwinden lässt. Wir schrumpfen auf engem Raum unter den Schirmen. Es hagelt, immer größere Wassermassen, die die Wege überfluten. Zuletzt erreichen wir die Hütte nur über einen Umweg, da der Hauptweg auch überflutet ist. Ein Hoch auf die trockene Unterkunft, auf trockene Kleidung und heiße Suppe.

Das Himmelstor öffnet sich wieder

 

Gegen halb fünf am Nachmittag reißt dann der Himmel auf und wir sehen den Little Meru in der Abendsonne. Nach weiteren 300 Höhenmetern stehen wir schließlich oben auf dem Gipfel auf 4.562 m. Vor uns ein atemberaubender Blick über die weit unter uns liegende Welt in braunen und grünen Farben. Dazwischen die blauen Momellaseen, wie Augen. Am Abend setzt der Regen wieder ein. Kopfschmerzen.

Wird es sich wirklich auszahlen?

 

Wir brechen erst am nächsten Morgen Richtung Hauptgipfel auf, der Regen lässt erst jetzt nach. Kaum Sicht, Nebelschwaden und die letzten Bäume verschwinden. Wir merken die Höhe, das Herz schlägt schneller und die Beine sind merklich schwerer. Bergschleichen 2.0. Erster Fixpunkt Rhinopoint. Dann über nasse Felsen rauf und runter, Lavasand, Steine und Geröll. Unvermutet taucht der Kraterrand auf - weiter geht es immer steiler. Es ist neblig, kalt und regnet wieder. 4.200 m Höhe - es schneit. Noch eine Anhöhe, noch eine, noch eine, keine Sicht. Nach 5 Stunden ruft Hassan: noch 45 Minuten! Eine Ewigkeit und ich hinterfrage, warum ich das hier eigentlich gerade mache. Endlich sind wir oben und innerhalb kürzester Zeit sind alle Mühen vergessen! Wir freuen uns wie kleine Kinder, schießen Gipfelfotos und sind einfach nur glücklich.

Zufriedener Abstieg

 

Abwärts geht es immer noch mit Kopfschmerzen. Jetzt eröffnen sich immer wieder Blicke ins Tal und in den Krater, die Sonne kommt heraus. Am Rhinopoint empfangen uns Joseph und sein Bruder mit Saft und Popcorn, herrlich! Wieder in der Hütte sehen wir im Abendlicht erstmals in der Ferne den Gipfel des Kilimandscharo, rot angestrahlt. Alle stehen mit ihren Kameras draußen und warten auf den besten Shot. Einmal schlafen wir noch auf der Sattelhütte, bevor es bis ins Tal geht.

"Smalltalk on the tall walk"

 

 Um sechs Uhr morgens steht der Abstieg ins Tal an und die Kopfschmerzen verschwinden langsam. Eine Giraffe lugt über die Akazien, während wir uns zum Abschluss unter einem herrlichen Wasserfall abkühlen. Auf dem Weg erzählt Hassan von seiner Familie, von seiner Tochter und von seinen Plänen. Er will nicht ewig als Co-Guide arbeiten, sondern sich vielleicht später selbständig machen. Vom Träger hat er sich über viele Jahre hochgearbeitet. Seine Kinder sollen die Möglichkeit bekommen, studieren zu können.

Jetzt gehts richtig los!

 

Abschlusszeremonie mit Urkunden und ein Dank an unsere treuen Begleiter und Träger; wir schauen zuversichtlich auf die nächsten Tage und die Kilimandscharo Besteigung. Ein bisschen sind wir schon ein Team geworden. Über Schlaglöcher rumpeln wir zurück zum Parkeingang und weiter zur Lodge. Grenzenloser Luxus einer Dusche! Nach einer erholsamen Nacht in richtigen Betten kommt Seba ungewöhnlich spät, es gab noch viel zu erledigen. Erstmal großes Hallo mit dem Kilimandscharo Team: Hassan, Richie der Koch, Joseph und viele weitere: 16 Menschen, um unseren Traum zu erfüllen.

Der Kilimandscharo ruft

 

Das Gepäck wird auf das Dach des Omnibusses gepackt. Eine zweistündige Fahrt liegt vor uns bis zum Machame Gate. Dort wimmelt es von Abenteurern, Trägern und unerfahrenen Bergsteigern. Wir bekommen eine großzügige Lunchbox und werden offiziell angemeldet. Bevor es losgehen kann, beobachten wir, wie die Lasten gewogen und gerecht verteilt werden. Dann geht es bergauf in den Urwald. „Pole Pole“ heißt es wieder, steil aufwärts, erst auf breiter Forststraße, dann immer schmaler und steiler durch den herrlichen Regenwald. Manchmal regnet es kurz, aber wir können viel sprechen und erzählen. Anna und ich sind bereits ein eingeschworenes Team. Ben rennt wie immer voraus; er hält sich nicht an irgendwelche Schleichregeln, er läuft nach Gefühl. Seba begleitet uns und erzählt viel von seinem Leben, seinem geliebten Land und warum er sich für diese Art zu leben entschieden hat. Später gesellt sich auch Hassan hinzu. Schweigend genießen wir den Urwald und die Luft. Gegen Abend sehen wir den Kibo, angestrahlt von der Abendsonne.

Das erste Nachtlager

 

Bei Einbruch der Dunkelheit erreichen wir unser Lager. Die erste Nacht im Zelt. Im Schein der Stirnlampe beziehen wir die Zelte, blasen die Schlafmatten auf und packen die Schlafsäcke aus. Vor dem Abendessen gibt es eine Schüssel warmes Wasser zum Waschen. Später treffen wir uns im Kochzelt, wo Richie schon fleißig mit Kochen beschäftigt ist. Zuerst für uns, dann für die Träger. Das Essen ist reichlich und frisch, die Zubereitung hervorragend. Zum Nachtisch gibt es  tropische Früchte. Wenn wir fertig mit Essen sind und uns zurückziehen, gehört das Zelt mit dem warmen Gaskocher der Mannschaft.  Wir lesen noch ein bisschen, eingekuschelt im Schlafsack, und lauschen den Geräuschen der Nacht. Joseph soll uns um 6:00 Uhr wecken.

Grenzenlose Aussicht

 

Packen, Frühstücke und los gehts. Der Weg wird schroffer und felsiger. Wir sind jetzt über 3.000 m hoch. Unterwegs werden wir immer ermahnt, nicht das Trinken zu vergessen; 4 bis 5 Liter pro Tag müssen sein. Das Wetter ist herrlich und zwingt uns dazu die Aussicht zu genießen, wodurch wir oft stehen bleiben. Am Nachmittag erreichen wir das Shira Camp, welches bereits über der Baumgrenze liegt. Der Mond rundet sich und wir genießen den Sonnenuntergang. Nachts wird es empfindlich kalt. Der Gipfel des Kibo ist jetzt jeden Abend in voller Pracht zu sehen und in der Ferne können wir noch den Mount Meru erkennen.

Noch zwei Tage bis zum Gipfel

 

Am nächsten Morgen geht es nach reichlichem Frühstück etwas weniger steil in Richtung Osten. Wir beginnen, das Kibomassiv zu umrunden. Zur Mittagszeit treffen wir die Mannschaft am Lavatower, der 4.600 m hoch ist. Wir stärken uns mit einem umfangreichen Mittagessen und hören von zwei Toten und zwei Verletzten, die abtransportiert werden. Knatternd entfernt sich der Hubschrauber Richtung Moshi und hinterlässt ein ungutes Gefühl. Schnee und Regen wechseln sich auf dem Weg ab. Vereinzelt sehen wir Everlasting Flowers, die Palmen ähnlich sehen. Noch zwei Tage bis zum Gipfel.

Aufgeben ist nicht

 

Am nächsten Morgen steht als erstes die „Breakfast Wall“ an, leichte Kletterei im Nebel. Oben angekommen, können wir kurz verschnaufen. Es sind noch 4 Stunden bis ins Basecamp Barafu, wo uns Nebel und Schnee erwarten. Außerdem gibt es dort oben keinen Handyempfang. Wir freuen uns auf heißen Tee und das Abendessen. Die Nacht wird kurz. Um 23 Uhr am Abend wollen wir zum Gipfel aufbrechen. Kopfschmerzen und Übelkeit sind vergessen, aber das Atmen und die Schritte werden schwer wie Blei. Eine lange Reihe Lichter der Stirnlampen zieht vor uns den Berg hinauf. 1.300 Höhenmeter liegen vor uns. Schleichen 3.0. Es ist Vollmond und wir haben freie Sicht. Kaum Wind - beste Bedingungen. Hassan geht voran. Er dreht sich immer wieder um und versichert sich, dass das Tempo stimmt. Bei 5.300 m teilen wir uns auf. Ben und Seba sind schneller als wir, sie gehen voraus. Endlos scheint die Steigung; steil, kalt, rutschig und verschneit. Anna will mehrfach aufgeben, aber Hassan motiviert sie, weiter zu gehen. Zur Stärkung gibt es Ingwer Tee, das Zaubermittel. Beim Stella Point geht  die Sonne auf, wodurch wir einen großartigen Blick auf den Mawenzi bekommen. Noch sind wir nicht ganz oben, aber jetzt schon mächtig stolz und glücklich. Die letzte halbe Stunde fällt nicht mehr schwer. Und dann stehen wir ganz oben, in 5.895 m Höhe - auf dem Dach Afrikas! Unbeschreiblich!

Eine Erinnerung, die bleibt!

 

Am nächsten Morgen weckt uns die Sonne und alle helfen mit beim Packen für die letzte Etappe, den Abstieg zurück ins Tal. Seba macht uns bereits den Mund wässrig für weitere Reisen in seiner Heimat. Es warten noch so viele Ziele: die Usambaraberge, der Ngorongoro Krater, die Serengeti, der Ol Doinyo Lengai, der heilige Berg der Massai, und unzählige andere spannende Orte. In Moshi feiern wir gemeinsam mit Bier und Cola die wunderbare Reise, das Erreichen des Gipfels und nicht zuletzt die tolle Mannschaft, ohne die wir es nicht geschafft hätten! Unser Team tanzt mit uns, ein unvergessliches Erlebnis! Eine Erinnerung, die immer bleiben wird!

 

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