#reisen
Veröffentlicht: 22.07.2016
Autor: Hans Honold

Reisetagebuch Himlung Himal Expedition 2010 vom 26.04.-29.05.2010

1. Tag:

Die Tage des Bangens sind vorbei und es ist soweit, die Vulkanasche des Eyjafjallajökull über Europa hat sich verzogen und wir warten in Abu Dhabi auf unseren Anschlussflug nach Kathmandu. Wir, das sind Jasmin, Ed, Manfred, Markus, Josef und Hans unser Bergführer. Verstärkt werden wir durch unsere Mannschaft in Nepal, aber dazu später.

 

2. Tag:

Ankunft in Kathmandu. Am Flughafen werden wir bereits von Dorjee und seiner Mannschaft erwartet, die uns ins Shangri La begleiten. Jetzt muss nur noch der Geburtstag von Manfred nachgefeiert werden, was übrigens für nepalesische Zeiten sehr lange gedauert hat.

 

3. Tag:  

Kathmandu Beim gemeinsamen Frühstück besprechen wir den Tag. Hans muss noch ins Ministerium und die anderen starten zu einer Sightseeing Tour mit Jugendra. Pünktlich um Neun Uhr steht dann auch Miss Hawley auf der Matte für die Fragen zur Expedition. Den Nachmittag verbringen alle mit kleinen Einkäufen im Thamel.

 

4. Tag:

Kathmandu - Bhulbule Heute geht es endlich los. Ausrüstung auf den Bus verladen und raus aus der Stadt. Nach einer Stunde haben wir das Kathmandutal verlassen und fahren unserem Ziel, Bhulbule, entgegen. Zum Lunch gibt es Dhaal Bhaat an einem Straßenrestaurant. Am Umschlagplatz in Besisahar, wechseln wir den Untersatz und fahren mit einem geländegängigeren Bus weiter bis Bhulbule. dem neuen Ausgangspunkt für den Annapurna Trek. Hier ist unser Nachtlager in einer Lodge. Unser Koch lässt schon mal seine Künste spielen und bereitet uns ein köstliches Abendessen. Die Stimmung ist ausgelassen und gut. Gegen 21:30 fallen dann auch alle müde in Ihre Betten.

 

5.Tag

Bhulbule- Jagat  Um 06:30 Uhr werden wir von unseren Nepalis mit einer Tasse Tee am Bett geweckt und um 07:00 Uhr gibt es Frühstück, unser Koch überzeugt erneut durch seinen Fleiss. Die Esel, 18 Stück an der Zahl, stehen etwas entfernt auch schon bereit und so starten wir gegen 08:00 Uhr Richtung Jagat. Insgesamt stehen 13.75 km und 750 Hm auf dem Programm. Der Weg ist gut zu gehen, aber die Sonne scheint unerbittlich und macht unseren Trägern offenbar zu schaffen, da sie erst spät am Nachmittag eintreffen. Gegen Abend treffen wir in Jagat ein wo wir in einer Lodge übernachten. Um 21:30 fallen alle in ihre Betten.

7.- 8 Tag Jagat - Koto:

Bis Koto sind wir noch auf dem Annapurna Trek, oder Coca Cola Highway unterwegs. Der Weg führt durch kleine Dörfer, über unzählige Hängebrücken und immer wieder vorbei an an den Eseln, die hier für den Lastentransport eingespannt werden. Unterwegs Lunch durch unseren Koch. Von einer koreanischen Expedition, die bereits am Himlung unterwegs ist, haben wir schon gehört, umso interessanter als wir einen Koreaner treffen, der von uns von einem Spaltensturz und sehr großen Spalten zwischen Lager 1 und 2 berichtet, die nur mit Leitern überwunden werden können. Leitern haben wir leider nicht dabei, aber so wild wird es schon nicht sein.

 

9. Tag Koto - Meta

Heute verlassen wir den AnnapurnaTrek und biegen nach Norden in das Phu Khola-Tal ab. Der Wetterbericht sagt für den heutigen Tag Regen am Nachmittag voraus. Deshalb brechen wir früh auf und lassen den Lunch aus. Unser Koch hat uns hierfür Lunchpakete gemacht. Durch den wundenschönen Wald geht es in stetigem Auf und Ab immer am Fluss entlang in das Tal hinein bis kurz vor einen steilen Aufschwung in das verlassene Dorf Meta. Wir haben Glück und pünktlich mit dem Eintreffen fängt es an in Strömen zu regnen. Zu unserer Überraschung ist eine kleine Hütte geöffnet, die kurzerhand zur Lodge umfunktioniert wird. Am Spätnachmittag reißt das Wetter auf und wir können noch bei strahlendem Sonnenschein den Blick auf den Lamjung im Annapurnagebiet genießen.

 

10. Tag Meta - Kyang

Der Wetterbericht hat für heute zwar ganztägig Regen angekündigt, aber am Morgen überascht uns strahlender Sonnenschein. Die Etappe nach Kyang ist kurz und so brechen wir wieder wie sonst üblich um 08:00 Uhr auf. Der Weg führt uns immer weiter taleinwärts, vorbei anverlassenen Khampa Dörfern mit Weiden wo Tibetische Pferde grasen. Im Süden erscheint allmählich in eindrucksvoller Form die Annapurna II 7939m. Kyang liegt hinter einer Moräne am Ende des breiten Plateaus. Unser Koch erwartet uns schon mit dem Mittagessen. Am Nachmittag machen einige noch einen kleinen Ausflug,  bevor es wieder wie üblich von Süden her mit Regnen beginnt.

Wir treffen noch einen peruanischen Bergführer der gerade aus dem Basecamp eintrifft. Er bestätigt die Situation zwischen Camp 1 und 2. Er selbst suchte mehrere Tage nach einem Weg durch das Spaltenlabyrinth und musste nach dem Camp 1 umdrehen. Das ist eine sehr unangenehme Entwicklung. Im Laufe der Nacht mache ich mir Gedanken über Alternativen. Hubschrauber und Leiter einfliegen lassen - völlig neue Route an einem 7000er und das ohne Vorbereitung? Was tun?

 

11. Tag Kyang Phugong

Heute erwartet uns die letzte Etappe des Phu Kola Tals. Über einen in den Fels gehauenen Weg, der steil nach unten abfällt geht es am Fluss entlang nach Phugong. Das Tal erinnert an Bilder aus Afghanistan, dann nach einer kleinen Steilstufe und einigen Manisteinen eröffnet sich die Ortschaft. Unser Lager schlagen wir etwas unüblich auf dem Hausdach einer tibetischen Familie auf. Den Nachmittag verbringen alle mit der Erkundung des tibetischen Dorfes. Die Gedanken über den weiteren Verlauf der Expedition lassen einen nicht mehr los. Wenn wir ebenfalls bei Lager I auf der Route abbrechen müssen, dann werden alle Teilnehmer zu Recht sagen:"Das hätte man wissen können". In der Nacht beschließe ich den Berg morgen erst einmal von einer anderen Seite zu erkunden.

 

 

12. Tag Ruhetag Phugong

Nach dem Frühstück brechen Hans, Khansaa und Sampa auf um eine Alternativroute von Süden zu erkunden die die Spaltenprobleme eventuell reduzieren könnte. Die Route wurde voriges Jahr angeblich durch eine japanische Expedition bereits begangen und umgeht den Bereich zwischen Camp 1 und 2. Viel Spekulation ist in der Sache. Der Rest der Gruppe verbringt den Tag mit ausgiebigem Schlafen und dem Besuch des Klosters wo sie sehr herzlich empfangen werden. Die 3 kommen am Abend zurück, konnten aber aufgrund der vielen Wolken nur einen geringen Teil der möglichen Route einsehen. Am Abend informiert Hans die Gruppe über den neuen Aufstiegsweg, der bei der Erkundung zum Teil einsehbar war und seinen Plan, die Expedition komplett über den Haufen zu schmeissen und es zu probieren..

 

13. Tag Phugong - Basecamp

Gegen 08:00 Uhr bricht die Gruppe auf zu unserem neuen Basislager südlich des Pangrigletschers auf 4800m. Der Lagerplatz ist ideal und bietet Sichtmöglichkeit bis zum Gipfel. Den ganzen Tag verbringen wir mit dem Einrichten des Lagers, dann werden noch unsere Träger verabschiedet, die wieder ins Tal zurück laufen. Die Sicht ist heute nicht sehr viel besser, aber der Verlauf der ersten Etappe über den Pangrigletscher ist ganz gut einsehbar. Das verschafft Luft für die kommenden Tage.

 

14. Tag Basecamp, Puja, Erkundung

Für heute steht eine Puja an, dazu ist aus dem Kloster schon früh morgens der Lama Tashi Sonam hochgekommen, inklusive der Vorbereitungen nimmt die Zeremonie den ganzen Vormittag in Anspruch. Am Nachmittag starten Hans und die 3 Climbing Sherpas mit der Erkundung des Weges zum Lager 1 auf ca 5400m , wo sie bereits das Material deponieren wollen. Nach 5 Stunden und einem Deutsch-Nepalesischem Wettlauf kehren sie müde zurück. Der Weg zum Lager I ist machbar und entspricht dem Können der Expeditionsteilnehmer. Den Abend verbringen wir mit einer großen Geburtstagstorte für Hans, denn das ganze Geheimhalten hat leider nichts gebracht.

 

15. Tag Basecamp - Camp 1

Gegen 09:00 Uhr brechen alle mit dem ersten Gepäck auf um im Lager 1 zu übernachten. Der Weg beginnt mit einem Abstieg am Fixseil auf den Pangrigletscher, danach muss über die schotterbedeckte Gletscherfläche das gegenüberliegende Ufer erreicht werden. Allein dieser Weg nimmt für die Teilnehmer knapp 2 Stunden in Anspruch. Danach geht es über einen gut zu gehenden Moränenhang, vorbei an einer Jaktier Herde zum Lager 1, das knapp an der Schneegrenze liegt. Die Zelte sind ruck zuck unterhalb eines Gletscherfelds aufgebaut und so nutzen Hans, Sampa und Khansaa die verbleibende Zeit um zwei mögliche Wege Richtung Lager II zu erkunden.

 

16. Tag Camp 1 - Camp 2 - Basecamp

Schon früh brechen die 3 Climbing Sherpas und Hans auf um den am Vortag erkundeten Weg  zu Lager 2 zu versichern und ein Materialdepot anzulegen. Über einen steilen Moränenhang geht es ca 150 Hm nach oben bevor der Gletscher betreten wird. Relativ unschwierig werden einige Spalten überwunden bevor wir auf knapp 6000m ein Materialdepot einrichten, der Weiterweg ist einsehbar, wenn alles klappt haben wir hier wirklich eine gute Alternative gefunden. Nach der Gletscherpassage muss über eine Abseilstelle unterhalb eines stabilen Seracs gequert werden, dann öffnet sich der Zutritt zu einem Gletscherplateau. Während unser Erkundungsteam für einen Ruhetag ins Basislager absteigt, verbleiben Joe, Markus und Manfred gleich im Lager 1. Jasmin und Ed sind bereits am Vormittag zurück ins Basecamp abgestiegen und genießen den sonnigen Nachmittag.

 

17. Tag: Ruhetag Basecamp / Vorbereitung Aufstieg

Gegen Mittag treffen Joe, Markus und Manfred wieder im Basecamp ein. Sie haben auf Lager 1 ebenfalls gut geschlafen. Die große Last fällt nun von allen ab. Wir haben tatsächlich eine Alternative zum Normalanstieg und den dort unüberwindlichen Spalten gefunden.

 

18. Tag: Basecamp - Camp 1

Der Wetterbericht von Meteosat sagt für die nächsten Tage gutes Wetter mit schwachen Winden voraus. Nach dem Lunch brechen Hans, Jasmin und Ed ins Lager 1 auf um dort ebenfalls zu übernachten.

 

19. Tag: Akklimatisierungstag Basecamp / Camp 1

Hans steigt mit Jasmin und Ed bis knapp unter 6000m auf, die anderen steigen vom Basecamp ins Lager 1 auf. Gemeinsame Übernachtung im Lager 1.

 

20. Tag: Camp 1 - Camp 2

Vom angelegten Materialdepot geht es nochmal ca 100 Hm unterstützt mit einem Fixseil nach unten um einen Seracbereich zu queren, danach wieder nach oben, wo wir auf 6050m auf einem Plateau das Lager 2 errichten. Gegen 15:00 Uhr treffen wir für eine Akklimatisierungsnacht ein. Die Nacht verbringen alle mehr oder weniger gut in der Höhe.

 

21. Tag: Camp 2 - Camp 1

Noch einmal hinunter für eine Ruhenacht in Lager 1.

 

22. Tag: Camp 1- Camp 2

Der Gipfelsturm beginnt. Früh morgens treffen Khansaa, Sampa und Lale ein um gemeinsam mit uns ins Lager 2 aufzusteigen. Nun sind alle gut akklimatisiert. Der letze Wettercheck sagt sonniges Wetter mit ein wenig Konvektionsbewölkung und 20 bis 40 km/h Wind voraus. Optimale Bedingungen für den Gipfeltag.

 

23. Tag: Camp 2 - Gipfel - Camp 2

Um 03:30 Uhr brechen wir auf. Der Weg führt zunächst relativ flach bis vor die Südflanke des Verbindungsgrates zwischen Vorgipfel und Himlung auf 6200m. Eine Passage wird mit Fixseilen versichert, dann stehen wir auf dem vereisten Grat. Die Verhältnisse sind nicht ideal. Vereiste Passagen wechseln sich mit einem lawinengefährdeten Bereich zum Verbindungsgrat ab, den wir mit Sicherheitsabständen überwinden. Vorhandene Fixseile einer vorigen Expedition werden überprüft und verbessert und es geht in die 900m hohe, bis zu 40° steile Gipfelflanke. Von Schnee nahezu keine Spur, geht es auf den Zacken nach oben. Hans erreicht mit Sampa gegen 15:00 Uhr den Gipfel. Edgar, Jasmin und Markus treffen gegen 16:00 Uhr ebenfalls ein. Die Freude darüber ist überschwänglich, Fotos werden gemacht und die Blicke schweifen tief bis nach Tibet hinein. Nun kann man auch unsere Aufstiegsroute perfekt einsehen und wir erkennen, dass dieser Weg eine wirklich sensationelle Alternative zum ursprünglichen Normalanstieg ist. Manfred und Joe mussten am Gipfelaufschwung leider aufgeben. Über die Fixseile geht es wieder nach unten.  Nach 18 Stunden in über 6000m Höhe und einem dunklen Abstieg vom Verbindungsgrat erreichen alle wieder das Lager 2 und fallen völlig erschöpft in die Schlafsäcke.

 

23. Tag: Camp 2 - Basecamp

Nach dem spärlichen Frühstück brechen wir das Lager 2 ab und steigen ab ins Basecamp. Von dort sind bereits 2 weitere Träger aufgestiegen um beim Abräumen des Lager 1 zu helfen. Gegen 15:00 Uhr sind wir zurück im Lager  und genießen die Vorzüge unseres Kochs. Dann noch schnell die e-mail nach Bern mit dem Gipfelerfolg. Das gemeinsame Abendessen und die Gipfelfeier wird mit Jonny Walker abgerundet.

24. Tag: Ruhetag Basecamp

 

25. Tag: Besuch Kloster Phugong

Da die Esel erst morgen eintreffen vertreiben wir uns den Tag mit einem Ausflug ins Kloster nach Phugon und einem letzten Besuch im Dorf.

 

26.- 29. Tag: Abbau Basislager – Meta

Ab heute geht es zurück, alle wollen schnell wieder ins Tal, deshalb planen wir die Strecke in 4 Tagen bis Bhulbule zu laufen, das werden lange Etappen.

30. Tag: Bhulbule – Kathmandu

Wir sitzen im Bus nach Kathmandu, die letzten Tage noch in den Knochen, aber alle sind glücklich, das jetzt der Luxus im Shangri La ruft.

31.- 32 Tag: Kathmandu

Sightseeing, Einkaufen und Debriefing für Hans ist angesagt. Miss Hawley will genau wissen in welcher Höhe die Lager waren. Da wir aber kein Permit für die tatsächliche Aufstiegsroute, sondern ja nur für den Normalweg, lässt Hans Miss Hawley im Unklaren über unseren neuen Anstieg. Das ist ja auch nicht so wichtig.

 

33.- 34 Tag: Rückflug Abu Dhabi

Am Abend blicken wir wieder hinunter auf die Lichter der Stadt, der Flieger hebt ab Richtung Abu Dhabi, wo wir uns wieder verabschieden. Das war´s und die erste deutschsprachige Begehung des Himlung über die Süd- West Route. Ein Berg den nicht jeder hat, aber hohe Gipfelchancen bietet und unvergessliche Eindrücke aus dieser entlegenen Region, den „LOST VALLEYS“ Nepals.

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